Rückblick: Nico Blüthgen zur GfÖ-Tagung

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Vor knapp einem Monat ist die GfÖ zur Jahrestagung nach Göttingen gereist. Rückblickend befragten wir Tagungsgäste nach ihren Eindrücken und dem Tagungsmotto „Ecology for a sustainable future“. Im ersten Interview kommt Nico Blüthgen zu Wort; er ist Professor für ökologische Netzwerke an der Technischen Universität Darmstadt. Alle Interviews erscheinen Ende diesen Jahres im Mitgliederheft Nachrichten der GfÖ.

GfÖ: Etwa 600 Wissenschaftler aus 38 Ländern haben die GfÖ Jahrestagung in Göttingen besucht. Was hat Sie wissenschaftlich und/oder individuell dazu bewogen die Tagung zu besuchen und wie waren Sie involviert?

Nico Blüthgen: Zur GfÖ Tagung gehe ich immer wieder gerne – ich finde sie sehr gelungen, die Vorträge haben ein gutes Niveau, man trifft viele bekannte Kollegen und lernt neue kennen. Ich habe eine Session geleitet und einen Vortrag gehalten.

GfÖ: Die Konferenz umfasste fünf Tage, 30 Sessions zu spezifischen Themen, 500 Beiträge, Arbeitsgruppen, Exkursionen und gesellschaftliche Ereignisse. Wie haben Sie die Tagung erlebt: haben Sie etwas besonders geschätzt oder gar vermisst? Haben Sie etwas Faszinierendes, Interessantes oder Amüsantes im Kopf behalten?

Nico Blüthgen: Nun ja, die besonders erinnerungswürdigen Erlebnisse finden ja oft außerhalb der Vorlesungssäle statt. In meinem Fall war es der Auftritt unserer spontan gegründeten GfÖ-Rockband, in der ich Bass gespielt habe. Das war genau das richtige Maß an Spielfreude und sich-selber-nicht-so-ernst-nehmen, so dass ich immer noch schmunzelnd daran denken muss.

GfÖ: Das Motto der Tagung war “Ecology for a sustainable future”. Wie sollten Ökologen aus Deinem Themengebiet Deiner Meinung nach zu einer nachhaltigen Zukunft beitragen?

Nico Blüthgen: Ökologische Forschung hat das Potential, zu größerer Nachhaltigkeit im Natur- und Umweltschutz beizutragen. Hier sind wir vor allem gefordert, unser Wissen immer wieder entsprechend gegenüber unseren Mitmenschen zu kommunizieren – im Idealfall auch aktiv gegenüber Entscheidungsträgern. Nur an solchen Themen zu forschen reicht eben nicht aus, um zu einem gesellschaftlichen Wandel beizutragen.
Auf der anderen Seite passt dieser Themenfokus natürlich längst nicht zu allen Forschungsrichtungen der Ökologie, und das Einbetten von Fragen der Grundlagenforschung in den Rahmen des Global Change wirkt manchmal etwas gekünstelt. Kurzum: Nicht jede Temperaturmessung muss gleich für den Klimawandel relevant sein. Wir sollten genauso dazu stehen, dass wir als Naturwissenschaftler an Grundlagen interessiert sind, auch wenn sie keinen Anwendungsbezug haben. Dieser Dualismus kommt im Titel „unserer“ Fachzeitschrift ja sehr schön zum Tragen: Basic AND Applied Ecology. Bei den GfÖ-Tagungen sind beispielsweise evolutionsökologische, chemisch-ökologische oder ökophysiologische Forschungen wenig vertreten. Das muss eine einzige Tagung auch nicht unbedingt leisten, aber etwas mehr Mischung könnte durchaus bereichernd sein, um über den Tellerrand hinaus zu blicken.

 

 

 

 

 

 

Bild: Live und spontan: Die GfÖ-Rockband auf der Jahrestagung 2015 in Göttingen
Weitere Fotos von der Tagung finden Sie in unserer Fotogalerie

Interview & Foto: Eva Diehl, Pressestelle der GfÖ

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